Bundesverband für Kindertagespflege e.V.
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Frische und Kochen schließen sich nicht aus. Das Gemüse sollte auf jeden Fall immer frisch sein, ganz gleich, ob Sie es im Anschluss als Frischkost roh anbieten oder gegart. Von den empfohlenen drei Portionen Gemüse am Tag sollten Sie 50 % in frischer und 50 % in schonend gegarter Form anbieten. Frischkost, also aufgeschnittene Möhren, Paprika, Gurke oder Blattsalate, versorgen den Körper mit Vitaminen, wie Folat und Vitamin C (die sehr hitzeempfindlich sind) und auch besonders mit wirksamen Ballaststoffen. Mineralstoffe und auch die Vorstufe des Vitamins A, das Beta Carotin, werden aus gegartem Gemüse besser aufgenommen.
Entscheidend ist, dass das Gemüse schonend gegart wird, damit auch die empfindlichen Vitamine gut erhalten bleiben. Zu den schonenden Garmethoden gehört Dämpfen (das Gemüse liegt in einem Sieb und hat keinen Kontakt zum Wasser) oder Dünsten (Gemüse in wenig Fett oder Wasser bei geringer Temperatur und zugedeckt garen). Das Backen von Gemüse und Kartoffeln im Backofen ist auch sehr schonend. Entscheidend ist, dass das Gemüse bissfest gegart wird. Kleinkinder können weder Frischkost noch bissfest gegartes Gemüse ausreichend kauen, um alle Nährstoffe, die in dem Gemüse vorhanden sind, gut und umfangreich aufzunehmen. Es ist daher empfehlenswert Frischkost oder gegartes Gemüse hin und wieder zu pürieren. Aus Gründen der Verträglichkeit und Verdaulichkeit müssen auch manche anderen Lebensmittel gegart werden, z. B. Getreide, Kartoffeln und Hülsenfrüchte.
Für die Altersgruppe der 0-3jährigen Kinder wird eine rein pflanzliche (vegane) Ernährung von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung nicht empfohlen. Eine vorwiegend pflanzenbasierte Ernährung mit Milch- und Milchprodukten sowie Eiern ist hingegen empfehlenswert. Grundvoraussetzung für pflanzliche Ernährung ist eine tägliche Vitamin B12 Ergänzung (Substitution, nur durch die Sorgeberechtigten), die Verwendung von jodiertem Speisesalz, sowie ein frisch zubereitetes und vollwertiges Speisenangebot mit buntem Gemüse und Obst, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Nüssen und Samen und hochwertigen Pflanzenölen. Dies sollte berücksichtigt werden, wenn in der Kindertagespflege alle drei Mahlzeiten pflanzlich angeboten werden sollen. Notwendig ist, dass der Essensplan mit den Eltern sehr gut kommuniziert wird, damit die Eltern die Mahlzeiten zu Hause so zusammenstellen und mit weiteren benötigten Nährstoffen so ergänzen, dass es ein „gutes Ganzes“ ergibt. Eine vegane Ernährung in der Kindertagespflege bietet Vorteile: Für Kinder mit einer Milcheiweiß- oder Ei Allergie müssen nicht extra Gerichte zubereitet werden.
Kinder brauchen 5 Mahlzeiten am Tag: 3 Hauptmahlzeiten (Frühstück, Mittagessen, Abendessen) und zwei Zwischenmahlzeiten. Die Zwischenmahlzeiten ergänzen die Hauptmahlzeiten. Zu jeder Mahlzeit sollte es eine Portion frisches Gemüse oder Obst und eine Portion Getreide- bzw. Getreideprodukte geben. Wenn am Vormittag keine Portion Milch- bzw. Milchprodukt auf dem Speiseplan stand, kann bei der Nachmittagsmahlzeit z. B. etwas Joghurt oder Quark angeboten werden.
Weitere Ideen für Snacks:
Folgende Lebensmittel dürfen Kindern unter einem Jahr nicht angeboten werden:
Für ein Picknick draußen im „Grünen“ sind, je nach Jahreszeiten, einige Dinge zu beachten. Im Hochsommer ist es entscheidend, dass alle Lebensmittel durchgängig gekühlt werden müssen und Lebensmittel, die schnell verderben, besser gar nicht erst mitgenommen werden. So empfiehlt es sich, Brote mit einem Gemüseaufstrich und nicht mit Wurst zu belegen. Süßes, wie Wassermelone oder auch Kuchen, können Wespen anlocken, das gilt auch für süße Getränke. Es ist sinnvoll, die Lebensmittel in kleine Dosen zu füllen und dann nach und nach, je nach Bedarf, aus der Kühltasche herausnehmen. Ein paar Ideen:
Ja, Kinder dürfen von Anfang an auch Südfrüchte essen. Einige Kinder reagieren allerdings auf die Säure mit wunden Stellen auf der Haut. Wenn das passieren sollte, dann einfach weniger anbieten. Aus ökologischen Aspekten ist es empfehlenswerter, weniger Südfrüchte und mehr heimische Früchte anzubieten.
Milch ist kein Getränk, sondern ein Lebensmittel! Ein zu hoher Verzehr von Milch- und Milchprodukten führt dazu, dass die Kinder weniger Lebensmittel essen, die gekaut werden müssen. Kauen ist jedoch für die Zahn- und Sprechentwicklung wichtig und ausreichend Ballaststoffe sind für die Darmgesundheit entscheidend. Ab dem ersten Lebensjahr dürfen Kinder 300 bis 350 ml Milch- bzw. Milchprodukte verzehren. Das entspricht 100 ml Vollmilch oder 150 ml Vollmilchjoghurt oder 1-2 Scheiben Käse, in der Größe des Handtellers des jeweiligen Kindes.
Die Empfehlung zu Fleisch lautet: Zweimal in der Woche eine Portion Fleisch in der Größe des Handtellers eines Kindes im entsprechenden Alter. Mit einer Dicke von 0,8 cm entspricht das
ca. 60 bis 80g Fleisch pro Portion. Zu beachten ist, dass die Kinder vermutlich wöchentlich eine Portion Fleisch zu Hause essen. Daher wäre es sinnvoll, in der Kindertagespflege maximal eine Portion in der Woche anzubieten.
Wurst ist in der Regel kein wertvolles Lebensmittel, da diese viel Fett und Salz enthält und den Kindern nicht die wichtigen Nährstoffe liefert. Allerdings kann eine Scheibe Wurst am Tag toleriert werden. Da Wurst sehr sättigend ist, birgt ein mengenmäßig größerer Verzehr das Risiko, dass Kinder von anderen wichtigen Lebensmitteln zu wenig essen (die Ausnahme bildet der Schinken, z. B. der Kochschinken): maximal 1 Scheibe am Tag in der Größe des Handtellers eines Kindes im entsprechenden Alter und mit einer Dicke von 0,2 cm. Da Kinder vermutlich zum Frühstück oder Abendessen auch zu Hause Wurst essen, sollten Sie wöchentlich maximal zwei- bis dreimal Wurst in der Kindertagespflege anbieten.
Milch- und Milchprodukte lassen sich geschmacklich, aber auch aus dem Aspekt der Verarbeitung in den Gerichten, sehr gut durch pflanzliche Alternativen austauschen. Da, wo Milch ihren festen Platz hat, z. B. im Müsli, Porridge, Grießbrei, Soßen, Suppen und in Aufläufen, können Sie die gleiche Menge Haferdrink, Dinkeldrink, Mandeldrink oder Sojadrink verwenden. Pflanzliche Alternativen haben weniger Fett, im Vergleich zur Kuhmilch, so kann man je nach Geschmack mit ein wenig Rapsöl, Olivenöl oder einem Nuss-Mus das Gericht zusätzlich abschmecken. Mittlerweile gibt es einige pflanzliche Käsealternativen, diese können Sie zum Überbacken verwenden. Zu beachten ist, dass die pflanzlichen Milch- und Milchproduktalternativen von der Versorgung mit Nährstoffen her nicht mit den Kuhmilchprodukten zu vergleichen sind. Das bedeutet, wenn in der KTP-Stelle für alle Kinder nur pflanzliche Alternativen verwendet werden hat das den Vorteil, dass nur ein Menü gekocht werden muss und alle das Gleiche essen (können), Darüber müssen aber die Eltern informiert werden, so dass sie Milch- und Milchprodukte zu Hause anbieten bzw. dass die Eltern, die das Kind mit der Unverträglichkeit haben, wissen, wie sie die Nährstoffe anderweitig ergänzen können.
Beim Einkauf sollte darauf geachtet werden, dass der pflanzlichen Milchalternative kein zusätzlicher Zucker zugesetzt ist. Gleiches gilt für Joghurt und Quark, wichtig ist, dass auch hier kein Zucker beigemengt ist. Milch, Joghurt und Quark sowie Butter sind 1:1 mit der jeweiligen pflanzlichen Alternative austauschbar.
Während der weiteren Betreuung des Kindes isst es zum Mittag Kartoffeln ohne Gewürze, Beilagen oder Soßen. Alles was die Kindertagespflegeperson zum Frühstück oder Mittag anbietet möchte das Kind nicht essen, wenn es nicht Kartoffeln sind. In diesem Fall verlässt das Kind den Esstisch. Ein Gespräch mit dem Kind über Essen oder während der Essenszeit ist sehr eingeschränkt möglich, da es nur das Wort „Mama“ äußert. Die Kindertagespflegeperson bemüht sich um Abwechslung im Speiseplan, was jedoch nichts an der Situation ändert. Der Austausch mit den Eltern hilft nicht weiter, da die Eltern selbst verzweifelt sind. Die Kindertagespflegeperson stellt sich folgende Fragen: Welches ist der beste Weg? Sollte sie für das Kind immer Kartoffeln als „Alternative“ kochen und der Kindergruppe etwas anderes zubereiten? Oder sollte sie es dabei belassen, dass das Kind an den Tagen, an denen es keine Kartoffeln gibt, nichts isst?
In dieser Situation ist es ratsam, erst einmal positiv festzuhalten, dass das Kind Kartoffeln isst. Kartoffeln sind ein sehr wertvolles Lebensmittel, dass sehr gut für sich alleine stehen kann und auch „alleine“ den Körper mit ausreichend Nährstoffen versorgt. Kinder lehnen Lebensmittel und Gerichte nicht bewusst aktiv ab. Ihnen fehlt der Mut diese zu probieren, sie sind zurückhaltend diesen anderen, „neuen oder fremden“ Lebensmitteln gegenüber. Eine Herausforderung für das Kind und für die begleitende Erwachsene (Kindertagespflegeperson) liegt in der noch geringen Kommunikationskompetenz des Kindes. Es kann sich verbal nicht äußern. Seine einzige Möglichkeit, seinen fehlenden Mut gegenüber dem „neuen, fremden Lebensmitteln“ zu zeigen, ist, aus der Situation zu gehen. In diesem Moment sorgt das Kind erst einmal sehr gut für sich. Allerdings ist dieses Verhalten für das Bedürfnis der Zugehörigkeit und für die Tischgemeinschaft allgemein nicht hilfreich. Hier wäre ein erster Ansatzpunkt für die Kindertagespflegeperson, die Essenssituation zu verändern, indem die Regel herrscht, dass alle alles essen dürfen, keiner muss etwas probieren bzw. essen. Es gibt eine Tischkernzeit von beispielsweise 5 oder 7 Minuten, in der alle sitzen bleiben, ob gegessen wird oder nicht, danach darf jeder aufstehen.
Weiter ist es wichtig, den Eltern keinen Druck zu machen bzw. ihnen den Druck zu nehmen und ihnen auch das Gefühl zu nehmen, sie hätten einen „schlechten Esser“ als Kind. Die Kindertagespflegeperson sollte mit den Eltern in Kontakt stehen und sie darüber informieren, wie sie das Kind begleitet. Eine Absprache darüber, dass in Gegenwart des Kindes nicht über dessen Essverhalten gesprochen wird, ist ebenfalls ratsam.
Der Speiseplan sollte so gestaltet sein, dass zwei Mal in der Woche Kartoffeln angeboten werden, möglichst als Pellkartoffeln gegart und dann gepellt, so enthalten sie noch am meisten Nährstoffe. Damit ist das Kind versorgt, wird satt und ist Teil der Essengemeinschaft. An den restlichen Tagen gibt es keine Kartoffeln. Durch das immer wiederkehrende Angebot an Lebensmitteln wie Nudeln, Reis und Co sowie durch die Beziehung zu den anderen Kindern und zu der Kindertagespflegeperson entwickelt das Kind möglicherweise langsam mehr Mut. Die tägliche Darbietung eines Ankerlebensmittels, wie frisch aufgeschnittenes Vollkornbrot (ohne Belag), ermöglicht allen Kindern eine Sättigung, wenn das eigentliche Essensangebot zu „fremd“ ist. Durch das gut gemeinte extra Kochen, damit dieses Kind auch etwas zu essen hat, geht das Gemeinschaftsgefühl am Esstisch verloren.
Siehe Antwort zur ersten Frage.
Bei einer Mahlzeit essen Kinder nicht nur - sie lernen auch zu essen und sie sollten die Möglichkeit haben, auch bei dem Essen miteinander zu sprechen! So sollte eine Mahlzeit, neben der Versorgung mit allen Nährstoffen, immer auch ein pädagogisches Angebot sein. Die Lernräume, die eine Mahlzeit bietet, können von den Kindern nur erlebt und wahrgenommen werden, wenn die Kindertagespflegeperson mitisst. Auch wenn Kinder gerne und gut von anderen Kindern lernen, die*der begleitende Erwachsene hat einen hohen Stellenwert.
Es ist in jedem Fall ratsam, die Rahmenbedingungen der Mahlzeitengestaltung zu betrachten: Wie leicht haben es die Kinder, selbstständig zu essen? Sind die Möbel, das Besteck und die Teller kindgerecht? Auch ein Blick auf das Essen selbst lohnt sich! Kinder in diesem Alter können Spirellinudeln sehr gut essen, aber Spagetti sind schwieriger. Kartoffeln, cremig gekochter Couscous oder Polenta-Schnitten sind einfacher zu essen als Reis. Ebenso sind Cremesuppen einfacher zu essen als stückige Gemüsesuppen. Die cremigen Suppen könnten auch aus einem Becher getrunken werden, das ist effektiver, als aus einem Suppenteller mit Löffel zu essen.
In diesem Fall kann man keine allgemein gültige Empfehlung bzgl. der Ernährung geben. Die Ernährung bei Diabetes ist von sehr vielen individuellen Faktoren, wie z. B. dem Gewicht des Kindes, der Anzahl und Zusammensetzung der Mahlzeiten, der Medikation und der Bewegung abhängig. In diesem Fall sollte sich die Kindertagespflegeperson von den Eltern genau das Ernährungskonzept erklären lassen und Informationsmaterial geben lassen. Möglicherweise lässt sich auch ein gemeinsames Beratungsgespräch beim Arzt/Ernährungsberater vereinbaren. Entscheidend ist eine sehr enge Zusammenarbeit mit den Eltern in Bring- und Abholsituationen. Bei Ernährungsbesonderheiten ist der intensive Austausch mit den Eltern ratsam, sollte allerdings nicht vor dem Kind stattfinden. Ein kleines Heft, in das Sie aufschreiben was das Kind gegessen hat und die Eltern ebenso, hilft dabei. Eine frühe Transparenz der Wochenpläne an die Eltern und eine Absprache über die Gerichte und die Menge, die von dem Kind verzehrt werden darf, ist ebenfalls notwendig. Möglichweise sind nur kleine Veränderungen notwendig, damit das Kind ein „gutes“ Essen erhält.
Zucker kann ausschließlich über Fruchtzucker im Obst, Trockenfrüchte oder Milchzucker über Milch- und Milchprodukte angeboten werden. Entscheidend ist, dass es Lebensmittel sind, wo der Zucker natürlicherweise enthalten ist, und nicht zugesetzt wird. Alternative Süßungsmittel wie Agavendicksaft, Honig oder Kokosblütenzucker sollten nicht verwendet werden. Die Ausnahme wäre beim Kuchenbacken, hier könnte z.B. Zuckerrübensirup verwendet werden.
Die Erwärmung oder Zubereitung von Nahrung in der Mikrowelle ist für manche Nährstoffe sehr schonend, z. B. das Vitamin C aus dem Gemüse, für andere Nährstoffe wiederum nicht, z. B. das Vitamin B2 und das Vitamin B12 aus der Milch. Die Zubereitung bzw. das Erhitzen in der Mikrowelle sollte nicht zu oft getätigt werden.
Menschen können auf die unterschiedlichsten Lebensmittel reagieren. Dennoch sind Obstsorten wie Birne, Banane, Beeren, Pfirsich, Nektarine und Pflaumen eher verträglich, also nicht allergen. Auf Äpfel reagieren Kinder schon öfter, wobei es hier auch auf die Apfelsorte ankommt. Es lohnt sich verschiedene Apfelsorten auszuprobieren. Insbesondere alte Apfelsorten, wie „Ingrid Marie“ und auch der „Golden Delizius“ werden oft besser vertragen. Sellerie und Möhre sind Gemüse, die allergische Reaktionen hervorrufen können. Alle anderen Gemüsesorten, wie Spinat, Zucchini, Kürbis, Süßkartoffeln, Blumenkohl, Broccoli, Kohlrabi und alle anderen Kohlsorten werden gut vertragen. Das allergene Potential von Obst und Gemüse ist im gegarten Zustand, dabei reicht schonendes Dämpfen im Siebeinsatz, immer deutlich geringer.
Hier ist es entscheidend, erst einmal mit den Eltern ein Gespräch zu suchen, um zu erfahren, wie die Situation ganz genau ist. Folgenden Fragen kann in einem Gespräch nachgegangen werden:
Fast Food, ist nicht gleich Fast Food! Was genau isst das Kind? Möglicherweise ist auch etwas dabei, womit das Kind doch ganz gut genährt wird, auch wenn diese Nahrung grundsätzlich keine empfehlenswerten Lebensmittel sind, wie z. B. Folgemilch, Fruchtjoghurt, Kakao, „Quetschi“ oder Gläschenkost, Hamburger mit Fleisch, Multivitaminsäfte?
Aus welcher Situation heraus ist das Essverhalten des Kindes entstanden? Was essen die Eltern? Sind sich die Eltern mit diesem Lebensmittelangebot einig? Warum muss das Kind bei der Großmutter probieren? Ist die Großmutter öfters in der Woche in die Erziehung des Kindes involviert? Was motiviert die Großmutter, dem Kind ungewohntes Essen anzubieten und dann auch noch das Kind möglicherweise dazu zu drängen, es zu probieren?
Das Kind reagiert auf den Druck, welcher auf ihm/ihr lastet mit „Gegendruck“ und spuckt das Essen wieder aus., das ist seine/ihre Art, mit der Situation umzugehen. Es ist ratsam, dass die Kindertagespflegeperson in der Kindertagespflegestelle weiterhin das Essen anbietet, was sie auch sonst anbietet. Entscheidend ist, dass die Kindertagespflegeperson das Essverhalten des Kindes unkommentiert lässt und das Kind selber entscheiden lässt. Das Kind braucht in so einer Situation wie „genährt werden“ und „sich nähren“ eine Person, die keine Anforderungen stellt, keinen Druck ausübt und das Kind einfach in der Essenssituation lässt. Wenn das Kind sich in der Kindertagespflege nicht körperlich nähren kann, dann kann die Kindertagespflegeperson das Kind unterstützen, indem sie das Kind so begleitet, dass es bei den Mahlzeiten in der Kindertagespflege auf jeden Fall emotional, über Kontakt und Kommunikation gesättigt wird. Kinder brauchen beim Essen freundliche Erwachsene.
Es ist sinnvoll, in der Kindertagespflege auf zugesetzten Zucker weitestgehend zu verzichten, siehe hier auch Antwort 15. Diese Situation ist herausfordernd. Um solche Wünsche oder andere Forderungen transparent zu gestalten, ist es ratsam, gleich zu Beginn bei der Anmeldung dies zu kommunizieren bzw. es auch im Konzept der Kindertagespflegestelle festzuhalten. Die Kindertagespflegeperson sollte ihre Konzeption dahingehend überprüfen und ggf. aktualisieren, wie sie mit Zucker umgeht und was sie auf keinen Fall anbieten möchte, z.B. Bonbons, Gummibärchen usw., oder aber was sie gelegentlich in den Speiseplan anbieten möchte, z.B. Marmelade oder Vollkornkekse oder maximal zweimal in der Woche einen Nachtisch mit nicht mehr als 6% zugesetzten Zucker (6g Zucker pro 100g Quark z. B.). Wenn die Eltern zu Hause Süßigkeiten oder anderen Zucker anbieten, dann ist es für die Gesundheit des Kindes umso besser, wenn in der Kindertagespflegestelle dies nicht angeboten wird.
Ja, wichtig ist es, das Kind im Blick zu haben. Isst das Kind wirklich bei allen drei Mahlzeiten nicht oder vielleicht nur die Mittagsmahlzeit, auf der in Regel unser Hauptfokus liegt? Entscheidend ist, das Verhalten des Kindes nicht zu kommentieren und insbesondere keinen Druck auszuüben. Die Kindertagespflegeperson lädt zum Essen ein und das Kind entscheidet, ob und wieviel es essen möchte. Das Kind wird einen Grund haben, welchen, das wissen alle nicht. Es wäre sicherlich hilfreich, auf Spurensuche zu gehen und zu hinterfragen, wofür es gut ist, dass das Kind nicht isst? Ein sich ankündigender Infekt, das Herausbrechen der Backenzähne, eine schlechte Erfahrung, Stress im Umfeld oder mit sich selbst, Stress der Eltern oder drastische Entwicklungssprünge des Kindes, sodass für das Essen keine Ressourcen frei sind u.a. Ratsam ist auch hier, mit den Eltern ins Gespräch zu kommen, wie das Essverhalten zu Hause ist? Eine Möglichkeit könnte auch sein, dass das Kind jetzt vermehrt Milch in der Nacht trinkt, Muttermilch oder Formula Nahrung und daher gar keinen Hunger empfindet. Auch könnte es sein, dass die Eltern dem Kind immer beim Abholen aus der Kindertagespflege etwas zu Essen mitbringen und aus Loyalität den Eltern gegenüber isst das Kind in der Kindertagespflege nicht.
Kinder stellen sich sehr gut darauf ein, dass sie „woanders“ als zu Hause auch anderes Essen bekommen. Beispielsweise gewöhnen sie sich gut an andere Vereinbarungen bei Tisch. Ersichtlich wird dies daran, dass sie bei den Großeltern auch oft anders essen als zu Hause. In der Kindertagespflegestelle können daher weiterhin ungesüßte Speisen angeboten werden. Über reifes und süßes Obst und auch Gemüse, wie z. B. Möhren oder Kürbis, kann das Süßbedürfnis gut abgedeckt werden.
Dass die Kindertagespflegeperson jeden Mittag Gemüse isst, ist sicherlich sehr, sehr gut! Weiter so! So können Kinder auch gut essen lernen, allerdings darf dadurch nicht der Anspruch entstehen, dass die Kinder in Folge dessen auch Gemüse essen sollen. Diesen Anspruch spüren die Kinder und empfinden das unter Umständen als Druck. Es ist gut, wenn die Kindertagespflegeperson darüber spricht, was sie mit dem Gemüse emotional verbindet, voran es sie erinnert, wie es sich anfühlt im Mund und auch im Magen. Gemüse vermittelt Kindern bei einer Hauptmahlzeit im gegarten Zustand nicht, dass sie davon satt werden können, daher sind sie oft zurückhaltend. Es ist ratsam, das Gemüse in Kombination mit energiereichen Lebensmitteln anzubieten, z.B. in Form einer Bolognese-Sauce oder in einem Bratling, dann haben die Kinder die richtige Information. Frisches, rohes Gemüse essen sie in der Regel sehr gut, da sie hier nicht den Anspruch haben, satt werden zu wollen. Schon bei der Zubereitung des Essens kann den Kindern die Möglichkeit gegeben werden mit dem Gemüse zu „flirten“. Dabei kann die Kindertagespflegeperson den Kindern Fragen stellen, z.B. danach, wie das Gemüse aussieht, welche Farbe, Form, Größe es hat? Wie hört sich das Gemüse an, wenn es geschnitten oder zerbrochen wird, laut oder leise? Wie fühlt es sich an, kalt, warm, glatt oder rau? Wie riecht es, süß, bitter, nach Blumen? Dann kann die Kindertagespflegeperson dazu einladen, das Gemüse im Mund zu fühlen und zu hören oder auch zu schmecken. Sie fragt nach dem Geschmack. So gibt sie den Kindern die Möglichkeit, in einer Situation, wo sie noch nicht hungrig sind, das Gemüse spielerisch über die Sinne kennen zu lernen. Die Kinder beim Einkaufen einzubeziehen oder gemeinsam in einem Blumentopf oder Hochbeet Tomaten oder Kürbis anzubauen, bindet die Kinder ebenso ein. So können die Kinder noch intensiver über die gemeinsame Pflege Kontakt mit dem Gemüse knüpfen.
Wenn Kinder bei Tisch mit dem Essen spielen bzw. es herunterwerfen, dann hat das einen Grund! Nicht selten sind sie satt und wissen einfach nicht, was sie dann am Tisch machen sollen. Manchmal sind Kinder auch zu müde, um zu Essen. In dieser Situation kann der Essenszeitpunkt auch verlegt werden. Es könnte auch sein, dass das Essen für das Kind zu schwierig zu bewältigen ist, also das der Umgang mit dem Besteck z.B. noch zu herausfordernd ist. Es gibt auch Kinder, die in der Gemeinschaft essen, von dieser abgelenkt werden und dann anfangen, mit dem Essen zu spielen. Können alle diese Gründe ausgeschlossen werden, sollte das Spielen mit dem Essen mit dem Kind kommuniziert und die Mahlzeit für das Kind erst einmal beendet werden.
Eltern sind die Experten für ihr Kind und für deren Ernährung verantwortlich. Sollte ihr Kind in der Kindertagespflege auffälliges Essverhalten zeigen oder die Eltern fragen die Kindertagespflegeperson nach ihrer pädagogischen Expertise und Erfahrung zum Thema Ernährung, dann ist es ratsam, mit den Eltern ins Gespräch zu kommen. Dabei ist es empfehlenswert, dass die Kindertagespflegeperson beschreibt, wie sie die Mahlzeiten pädagogisch begleitet, damit jedes Kind, selbstbestimmt, gesundheitsförderlich und genussvoll essen, essen lernen und beim Essen lernen kann. Gut ist, den Eltern zu vermitteln, dass eine Mahlzeit nicht nur der reinen Versorgung dient, sondern es auch darum geht die unterschiedlichsten Bedürfnisse auf allen Ebenen, zu befriedigen.
Eine Kindertagespflegeperson kann beispielsweise den Wochenspeiseplan gut sichtbar aushängen oder auch ein Rezept oder Foto von einem Gericht, was den Kindern besonders schmeckt. Eine Idee wäre auch, etwas mehr zu kochen und allen Eltern eine Kostprobe mitzugeben. Möglicherweise kann auch etwas mit den Kindern gemeinsam zubereitet werden und davon den Eltern etwas mitgegeben werden. Wichtig ist, dass es unausgesprochene Zeichen sind. Essen ist sehr intim, von daher ist es wichtig, dass Sie Eltern nicht direkt darauf anzusprechen. Es könnte sonst sein, dass sie sich beschämt fühlen, was dazu führen kann, dass die Eltern die Offenheit und auch das Vertrauen zur Kindertagespflegeperson in Frage stellen oder auch verlieren. Damit ist dem Kind überhaupt nicht geholfen.
Edith Gätjen ist Ökotrophologin und systemische Paar- und Familientherapeutin sowie Lehrbeauftragte der Hochschule für Gesundheit in Bochum und der Universität des Saarlandes. Sie führt Fort-, Weiter- und Ausbildungen von Hebammen, Ernährungsfachkräften und Pädagog*innen insbesondere zu vegetarisch/veganen Ernährungsfragen durch, ist als Dozentin und Präsidentin beim UGB (Verband für unabhängige Gesundheitsberatung) und arbeitet mit Fachberater*innen zur Säuglings- und Kinderernährung. Sie ist Trainerin und fachliche Beraterin der Sarah-Wiener-Stiftung im Bereich praktische Ernährungsbildung in der KiTa und Schule im Projekt „Ich Kann Kochen“. Edith Gätjen ist Autorin von Fachbüchern zum Thema Essen und Ernährung (u.a. Lotta lernt essen, Die geniale Kochschule für Kinder, Tischgespräche, vegane Kinderernährung) und kann auf zahlreiche Veröffentlichungen in Fachzeitschriften und Vorträge auf wissenschaftlichen Fachtagungen verweisen. Sie ist Mutter von vier erwachsenen Kindern und einer Enkeltochter.